Farben und Färben im Mittelalter
Wenn Du glaubst, im Mittelalter war alles nur grau und braun, dann irrst Du. Tatsächlich waren Farben damals sehr beliebt, sowohl zum Malen als auch zum Färben von Kleidern und Gewändern. Farben sagten damit viel über den gesellschaftlichen Stand aus. So waren Farben wie Braun oder Grau dem einfachen Volk bestimmt, während Violett nur den Herrschern oder der Kirche erlaubt war.
Deswegen hier ein kurzer Exkurs zur Gewinnung von Farben, dem Ablauf des Färbens und der Symbolik von Farben im Mittelalter.
Gewinnung von Farben im Mittelalter
Farben konnten auf unterschiedliche Weise gewonnen werden, hauptsächlich aus verschiedenen Pflanzenteilen wie den Wurzeln der Färberröte oder in Form von exotischen Gewürzen wie Safran.
Einige Mineralien und Erden wurden ebenfalls verwendet. So wurden beispielsweise auch Edelsteine zerrieben und das dadurch entstandene Pulver verwendet.
Auch Kuriositäten, wie dem Sekret von Schneckendrüsen, die das seltene und wertvolle Purpur ergaben, wurden im Mittelalter verwendet. Viele Farben wurden auch durch Auspressen und/oder Auskochen von Pflanzen gewonnen.
Die meisten Rohstoffe für das Färben wurden zuerst gereinigt, getrocknet und evtl. gemahlen, um sie dann in einem großen Kessel mit Wasser zu geben und aufzukochen wodurch die sog. Küpe bzw. Flotte entstand.
Prozess des Färbens
Damit Farben dauerhaft auf Stoff und Garn blieben, mussten sie vorher gebeizt wurden. Je nach verwendetem Beizmittel fiel der endgültige Ton der Farbe unterschiedlich aus. Das Beizmittel wurde im heißen Wasser aufgelöst und der zu färbende Stoff oder das Garn für eine gewisse Zeit darin gekocht, entnommen und sanft ausgedrückt. Als Beizmittel wurden im Mittelalter u.a. Metalle, Salze, Bier aber auch Tier Kot und Urin verwendet.
Die bei der Gewinnung der Färbemittel entstandene Küpe wurde dann nach einer gewissen Auslaugezeit gefiltert und die zu färbende Kleidung darin eingetaucht. Je nachdem, ob es sich um Wollstoff, Leinen oder Baumwolle handelte, wurde die Flüssigkeit eine Weile zum mäßigen Kochen gebracht und nach Abkühlen entnommen und mit klarem Wasser abgespült.
Wiederholtes Kochen im Färbebad der gleichen Farbe machte den Farbton intensiver. Durch das wiederholende Kochen in anderen Färbebädern konnten andere Farbtöne und Nuancen hergestellt werden.
Eine strahlende Farbwirkung erreichte man durch Zusetzen von Eiweiß.
Bedeutung der Farben
Jeder Farbe lässt sich im Mittelalter, aber auch heute, eine gewisse symbolische Bedeutung zuordnen.
So galt damals:
Farbe: Rot
Kraft, Liebe, Leidenschaft
Farbe: Orange
Freude, Spaß, Ausgelassenheit
Farbe: Gelb
Leichtsinn, Neid, Eifersucht
Farbe: Grün
Hoffnung, Ruhe, Natur
Farbe: Blau
Beständigkeit, Harmonie, Unendlich
Farbe: Violett
Macht, Extravaganz, Eitelkeit
Farbe: Gold
Sonne, Göttlichkeit, Tugendhaft
Farbe: Silber
Mond, Weisheit, Reinlichkeit
Farbe: Braun
Bequemlichkeit, Altmodisch, Faulheit
Farbe: Weiß
Unschuld, Reinheit, Vollkommenheit
Farbe: Schwarz
Tod, Unglück, Ende
Farbe: Grau
Neutral, Schlicht, Geheim
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